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11. Debütpreis des Buddenbrookhauses

 

Frische Bücher, junge Autor:innen gibt´s beim diesjährigen Lesefestival anlässlich des 11. Debütpreises des Buddenbrookhauses. Am 28.06.2023 waren die ersten drei Nominierten der Shortlist, Lea Draeger, Sven Pfizenmaier und Behzad Karim Khani, in Lübeck im St. Annen Museum zu Gast.

Musikalisch begleitet wurden die Lesungen jeweils von Student:innen der Musikhochschule Lübeck, die in Auseinandersetzung mit den Romanen eigene Kompositionen entwickelt haben. Zum Abschluss schilderten die Autor:innen im gemeinsamen Gespräch mit der Leiterin des Buddenbrookhauses, Dr. Birte Lipinski, ihre Schreiberfahrungen.

Die nächste Debütnacht mit weiteren drei Nominierten ist für den Herbst 2023 geplant. Weitere Informationen folgen bald an dieser Stelle.

Behzad Karim Khani 

 

Behzad Karim Khanis Debüt über das Schicksal zweier Brüder verbindet die Härte der Straße mit der Melancholie iranischer Prosa. 

Nach der Hinrichtung der Mutter im Tumult der Iranischen Revolution fliehen der elfjährige Saam und sein kleiner Bruder Nima mit ihrem Vater nach Deutschland. Doppelt fremd im arabisch dominierten Neukölln, fristet der Vater ein Leben zwischen Taxifahren, Backgammon und Scham, während Saam versucht, die Rolle des Familienoberhaupts auszufüllen. Mit allen Mitteln erkämpft er sich Respekt unter den brutalen Straßengangs, um seinen Bruder Nima zu beschützen. Bis er eines Tages zu weit geht.
In seinem spektakulären Debüt schreibt Behzad Karim Khani über die komplizierten Schicksale von Revolutionären, Kleindealern und Messerstechern und entwickelt dabei einen ganz eigenen Sound, in dem sowohl die Melancholie iranischer Prosa als auch die Härte afroamerikanischen Raps anklingen. 

Sven Pfizenmaier

Gewinner des 44. ZDF-"aspekte"-Literaturpreises. Ein ganz normales Dorf in Deutschland: in der Mitte ein Kreisel, daneben die Volksbank und im September das alljährliche Zwiebelfest. Aber nicht alle hier können sich dem Dorfgefüge anpassen – Timo, Valerie und Richard sind seit ihrer Geburt Außenseiter. Als allmählich immer mehr junge Leute im ganzen Land spurlos verschwinden und in den Familien große Lücken hinterlassen, machen sie sich auf die Suche nach den Vermissten. Das Leben der drei ist schon immer besonders gewesen, doch sie haben keine Vorstellung davon, was sie mit ihrer Suche lostreten. Ein überbordender, mutiger und schriller Roman über die deutsche Provinz und das Anderssein in einem Umfeld, in dem Anderssein nicht vorgesehen ist. 

Lea Draeger

In ihrem kompromisslosen Debüt erzählt Lea Draeger die Geschichte einer Familie, deren Herkunft die Gegenwart überschattet. Nach und nach entsteht ein Kaleidoskop aus Verletzungen und Sprachlosigkeit, das die Leben von Großmutter, Mutter und Tochter prägt – sie alle sind verzweifelt und grausam, traurig und stark zugleich. Der Tochter aber wird es gelingen, die weitergetragenen Traumata zu überwinden, indem sie sich der Familienvergangenheit entgegenstellt.

2007 erhielt Robert Seethaler den Debütpreis, er erinnert sich...

© Urban Zintel

„Es war mein erster Preis, und obwohl es kalt war, windig und regnerisch, bin ich sehr gerne nach Lübeck gekommen. Beim Verlesen der Laudatio habe ich mein Buch nicht wiedererkannt. Ich dachte, das klingt wirklich gut, so etwas solltest du mal schreiben. Die düstere Schönheit im Rathaussaal hat mich nicht erdrückt und während der ganzen Zeremonie habe ich nicht an Thomas Mann gedacht. Oder vielleicht nur drei, viermal. Auf der Urkunde steht unter anderem: "...in der Hoffnung, damit Wege ebnen zu können." Die Hoffnung ist aufgegangen, ich habe weiter gemacht.“

Podcast: Lampenfieber und Entdeckungen 

Auch Sasa Stanisic, Juli Zeh, Nino Haratischwili oder Robert Seethaler waren einmal unbekannte NachwuchsautorInnen. Damals traten sie - jung und nervös -  im Buddenbrookhaus mit ihren allerersten Romanen auf. Sie lasen vor Publikum und wetteiferten um den Debütpreis, der hier alle zwei Jahre vergeben wird.  Zum zwanzigjährigen Jubiläum erzählen die VeranstalterInnen in dieser Podcastfolge manche Anekdote: Zu ihren Lesungen brachten die Debüt-AutorInnen nämlich nicht nur ihre frischgedruckten Romane, sondern auch Lampenfieber und Hunde mit. Im Lesesaal trafen sie dann auf ein gemischtes Publikum und die einschüchternden Porträts der Hausherren Heinrich und Thomas Mann. Am Ende fanden sich Freundschaften und Literaturentdeckungen fürs Leben. 

Das moderierte Gespräch mit Dr. Birte Lipinski, Britta Dittmann und Helene Hoffmann macht große Lust, bei der nächsten Debütlesung live dabei zu sein.