Auf dieser Seite könnt ihr euch über das Buddenbrookhaus und die inhaltliche Struktur des Romans informieren. Ihr könnt euch verschiedene Stimmen zum Roman anhören und anlesen.
Der Roman erzählt den allmählichen Verfall einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie. Im Lauf der Generationen entfremdet sich die Familie immer weiter von dem Ideal des tüchtigen Kaufmannstums, welches nur solche Geschäfte tätigt, durch die man „nachts ruhig schlafen kann“. Den jüngeren Firmenerben fällt es zunehmend schwerer, Erfolg und Wohlstand zu repräsentieren. Während der Großvater noch „vierspännig über Land fuhr“ und den Reichtum der Firma vermehrte, kommt es unter seinem Enkel Thomas Buddenbrook durch Spekulationsgeschäfte zu erheblichen Verlusten.
Thomas versucht trotzdem mit aller Macht, den Glanz der Firma zu erhalten, arbeitet jedoch mehr und mehr gegen die eigene Gesundheit und Willenskraft. Sein Bruder Christian erkennt hingegen schnell, dass das Geschäft nichts für ihn ist. Er leidet unter „zu kurzen Nerven“ und kann in der Firma Buddenbrook schon bald keine Leistung mehr erbringen. Tony, die Schwester der beiden, möchte durch eine gute Heiratspartie die Ehre der Familie weiterführen. Sie fällt jedoch auf einen Betrüger herein, und auch ihre zweite Ehe wird geschieden.
Der jüngste Spross der Familie Buddenbrook, Hanno – Sohn von Thomas Buddenbrook –, scheitert schließlich gänzlich daran, sich in die kaufmännische Tradition der Vorväter einzuordnen. Er geht vollkommen in seiner Musik auf und leidet unter einer immer schwächer werdenden Gesundheit.
Nicht nur die Firma wird im Laufe der Handlung aufgelöst, auch die Familienlinie der Buddenbrooks endet schließlich mit Hanno.
Wie würdest du den Inhalt in einem Satz zusammenfassen?
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Wenn der Roman heute spielen würde, was wäre anders?
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Das Buddenbrookhaus gehörte schon immer wohlhabenden Ratsherren und Kaufleuten, so auch den Großeltern von Thomas Mann. Nachdem er den Roman über die Lübecker Kaufmannsfamilie Buddenbrook schrieb und dieser weltberühmt wurde, nannte man das Haus in Lübeck und darüber hinaus bald nur noch das Buddenbrookhaus. Heute ist das Haus ein Museum, das sich dem Werk der Schriftstellerbrüder Thomas und Heinrich Mann widmet – so kommen Fiktion und Realität zusammen.
In den folgenden Textstellen und Grafiken siehst du, wie das heutige Buddenbrookhaus und das fiktive Haus in der Mengstraße sich gegenüberstehen. Hierzu findest du zwei Zitate aus dem Roman.
,,Konsul Buddenbrook stand, die Hände in den Taschen seines hellen Beinkleides vergraben, in seinem Tuchrock ein wenig fröstelnd, ein paar Schritte vor der Hausthür und lauschte den Schritten, die in den menschenleeren, nassen und matt beleuchteten Straßen verhallten. Dann wandte er sich und blickte an der grauen Giebelfaçade des Hauses empor. Seine Augen verweilten auf dem Spruch, der überm Eingang in altertümlichen Lettern gemeißelt stand: ,Dominus providebit.‘ Während er den Kopf ein wenig senkte, trat er ein und verschloß sorgfältig die schwerfällig knarrende Hausthür. Dann ließ er die Windfangthüre ins Schloß schnappen und schritt langsam über die hallende Diele." (Buddenbrooks, 2013, S.47)
Das Haus in der Mengstraße 4 gehörte den Großeltern von Thomas und Heinrich Mann. Die beiden Schriftstellerbrüder kamen dorthin regelmäßig zu Besuch, besonders gerne an Weihnachten. Sie haben in diesem Haus also nie selbst gelebt und sind auch nicht dort geboren. Das Haus hat allerdings mehr als eine rein biographische Bedeutung: Es ist auch ein Ort der Fantasie. Hier spielen große Teile von Thomas Manns Roman „Buddenbrooks. Verfall einer Familie“.
,,,Wie gesagt, alle Achtung, Buddenbrook!' übertönte die wuchtige Stimme des Herrn Köppen das allgemeine Gespräch, […] ,Alle Achtung! Diese Weitläufigkeit, diese Noblesse . . . ich muß sagen, hier läßt sich leben, muß ich sagen . . .' ,Hat auch gar kein Geld gekostet', bemerkte trocken Herr Grätjens, der es wissen mußte […] ,Wann ist das Haus noch gebaut worden?' fragte Herr Hoffstede schräg über den Tisch hinüber den alten Buddenbrook […]. ,Anno . . . warte mal . . . Um 1680, wenn ich nicht irre. Mein Sohn weiß übrigens besser mit solchen Daten Bescheid . . .' ,Zweiundachtzig', bestätigte, sich vorbeugend, der Konsul, der weiter unten, ohne eine Tischdame, neben Senator Langhals seinen Platz hatte. ,1682, im Winter, ist es fertig geworden. Mit Ratenkamp & Komp. fing es damals an, aufs Glänzendste bergauf zu gehen . . . Traurig, dieses Sinken der Firma in den letzten zwanzig Jahren . . .' Ein allgemeiner Stillstand des Gespräches trat ein und dauerte eine halbe Minute. Man blickte in seinen Teller und gedachte dieser ehemals so glänzenden Familie, die das Haus erbaut und bewohnt hatte und die verarmt, heruntergekommen, davongezogen war . . ." (Buddenbrooks, 2013, S.24f.)
Hier kannst du ein paar grundlegende Informationen zum Autor abfragen.
6. Juni 1875: Thomas Mann wird als Sohn des Speditionskaufmanns Thomas Johann Heinrich Mann und dessen Frau Julia (geb. da Silva-Bruhns) in Lübeck geboren.
1901: Thomas Mann veröffentlicht seinen Roman „Buddenbrooks. Verfall einer Familie“.
1905: Thomas Mann heiratet Katia Pringsheim.
1929: Thomas Mann erhält den Nobelpreis für Literatur für die "Buddenbrooks.Verfall einer Familie".
1933: Thomas und Katia kehren von einer Vortragsreise nicht zurück nach Deutschland, sondern bleiben in der Schweiz und leben dort fortan im Exil.
1938: Emigration nach Princeton (USA). Dort ist Thomas Mann als Gastprofessor tätig.
1941: Die Familie siedelt nach Pacific Palisades um.
1952: Rückkehr in die Schweiz.
12. August 1955: Thomas Mann stirbt in Zürich.
,,Buddenbrooks. Verfall einer Familie" ist einer der bekanntesten Romane des 20. Jahrhunderts. Nicht nur in der Literatur wird darauf Bezug genommen, sondern auch in anderen Medien wie Filmen und Serien. Als der Roman erschien, waren sich zunächst aber nicht alle sicher, ob er ein Erfolg werden würde. Hier findest du ein paar Meinungen dazu.
,,So ein Erfolg, wie der mit den Buddenbrooks, thut doch wohl!" (an Samuel Fischer, 1903)
Was konnte Thomas Mann ,,zu einer solchen Grausamkeit gegen den Leser bewegen? Wir finden eine Lösung: [...] Er wollte sich an der Menschheit rächen; und er hat es getan." (Alois Stockmann in: Stimmen aus Maria Laach, Jg. 68, 1904)
,,Drei Jahre lang schrieb ich an dem Buche, mit Müh' und Treue. Und war dann tief erstaunt, als ich vernahm, daß es in Lübeck Aufsehen und böses Blut mache. Was hatte das wirkliche Lübeck von heute mit meinem in dreijähriger Arbeit erbauten Werk zu tun?" ("Bilse und ich", 1905)
,,Da hätten wir denn endlich den großen Roman, den wir bisher immer bei den Nachbarn [...] bewunderten." (Richard Schaukal, in: Wiener Abendpost, 24.01.1902)
,,Ich bin ausgedient, glaube ich, und hätte wahrscheinlich nie Schriftsteller werden dürfen. ,Buddenbrooks' waren ein Bürgerbuch und sind nichts mehr fürs 20. Jahrhundert." (an Heinrich Mann, 1913)
,,Es ist nicht anzunehmen, daß seine Bücher hundert Auflagen erleben werden." (Gertrud Bäumer, in: Die Frau, Oktober 1903)
,,Man darf nicht glauben, daß das Buch sogleich leichtes Spiel hatte. [...] Die Kritik fragte mißgelaunt, ob etwa die mehrbändigen Wälzer wieder in Mode werden sollten. [...] Dringlichen Ratschlägen zugänglich [...] veranstaltete der Verlag die einbändigen 5-Mark-Ausgaben [...] und alsbald [...] begannen die Auflagen einander zu jagen. Es war der Rumh. Ich wurde in einen Erfolgstrudel gerissen [...]." ("Lebensabriss", 1930)
,,Es wird wachsen mit der Zeit und noch von vielen Generationen gelesen werden [...]." (Samuel Lublinski, in: Berliner Tagesblatt, 13.09.1902)
Der Roman wurde in viele verschiedene Sprachen übersetzt. Das Museum "Buddenbrookhaus" bewahrt viele fremdsprachige Ausgaben in seiner Bibliothek. Museumsleiterin Dr. Birte Lipinski holt einige von ihnen für dich aus dem Regal. Schau mal rein!