Erika Mann und Klaus Mann, Brustbild, Profil nach rechts.
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Geschichten aus der Sammlung Erika und Klaus Mann
Biografisches
Erika Mann und Klaus Mann, Brustbild, Profil nach rechts.
Erika und Klaus Mann | ETH-Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv / Fotograf: E. Wasow / TMA_0746

Erika und Klaus Mann sind die beiden ältesten Kinder von Thomas Mann. Das seit frühen Kindheitstagen sehr innige Geschwisterpaar kollaboriert häufig kreativ, steht oft zusammen auf der Bühne und unternimmt überdies eine gemeinsame Weltreise. Um ihren Unterhalt zu verdienen, treten sie sogar auf verschiedenen Bühnen als The Fabulous Mann Twins auf. Später, als Erika zunehmend als »Tochter-Adjutantin« dem Vater assistiert und mit den Eltern reist, entfremden sich die Geschwister immer mehr. Dennoch – ein Jahr nach Klaus Manns Suizid im Jahr 1949 veröffentlicht seine Schwester Erika ein Erinnerungsbuch an ihren Bruder: Klaus Mann zum Gedächtnis. Sie trägt maßgeblich zur Veröffentlichung des Nachlasses seiner literarischen Werke bei.

Erika Mann

Klaus Mann

Erika Mann. Ganzaufnahme, frontal, Gesicht im Profil nach rechts.
Erika Mann | ETH-Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv / Fotograf: Unbekannt / TMA_0732
Klaus Mann, Brustbild, Halbprofil nach rechts.
Mit handschriftlicher Widmung von Klaus Mann auf der Rückseite: "Souvenir 3./4. III. 32. Klaus / Ammersee / für Jorge Herold."
Klaus Mann | ETH-Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv / Fotograf: Unbekannt / TMA_1211

»Warum sind wir so kalt? / Warum, – das tut doch weh! / Warum? Wir werden bald / Wie lauter Eis und Schnee! / Beteiligt Euch, – es geht um Eure Erde! / Und Ihr allein, Ihr habt / die ganze Macht! / Seht zu, daß es ein wenig wärmer werde / In unserer schlimmen, kalten / Winternacht!«

So Erika Mann in einem ihrer bekanntesten Lieder für das Kabarett Die Pfeffermühle, mit dem sie die Situation in Deutschland unter der Herrschaft der Nationalsozialisten anprangert. Sie wird als erstes Kind von Katia und Thomas Mann am 9. November 1905 geboren. Mit ihrem Bruder Klaus bildet sie ein zwillingsgleiches Gespann. Gemeinsam unternehmen sie abenteuerliche Reisen, realisieren Theaterproduktionen und verfassen Bücher. Sie wird in Berlin Schauspielerin und geht für wenige Jahre eine „Cocktail“-Ehe mit Gustav Gründgens ein, der später unter den Nazis große Erfolge feiert. Daneben beginnt sie, Glossen, Feuilletons sowie Kinderbücher zu schreiben.

Mit der Machtergreifung Hitlers im Januar 1933 widmet sie sich dem Kampf gegen die neuen Machthaber und gründet das politische Kabarett Die Pfeffermühle. Schon bald muss das Ensemble in die Schweiz fliehen, wo es große Erfolge feiert. Erikas Pläne, das Kabarett in den USA fortzuführen, zerschlagen sich jedoch. Stattdessen geht sie in Amerika als Rednerin auf Tournee, um auf die Bedrohung durch die Nationalsozialisten aufmerksam zu machen. Daneben begibt sie sich als Berichterstatterin in den Spanischen Bürgerkrieg und begleitet nach dem Kriegsausbruch 1939 die amerikanischen Truppen bei ihrem Einsatz gegen das Nazi-Regime.

Nach dem Krieg und dem Tod ihres Bruders Klaus 1949, der einen tiefen Einschnitt für sie bedeutet, zieht sie sich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück und widmet sich dem Werk ihres Vaters. Aus Enttäuschung über die neuen Verhältnisse in Amerika kehrt sie mit ihren Eltern in die Schweiz zurück. Nach dem Tod von Thomas Mann im Jahr 1955 wird Erika dessen Nachlassverwalterin und verteidigt vehement das Andenken an ihn und Klaus.

Die letzten Jahre Erika Manns sind von zahlreichen Krankheiten und Klinikaufenthalten geprägt. Ihre Mitmenschen, wie die Geschwister Golo, Michael und Monika, traktiert sie häufig mit ihren Launen. Doch trotz der Schmerzen, Enttäuschungen und Erbitterungen bewahrt sie sich, in ihren Briefen an Vertraute und enge Freunde, ihren kindlichen und unerschütterlichen Humor. Sie stirbt im Alter von 63 Jahren am 27. August 1969 an einem Gehirntumor.

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»Ruhe gibt es nicht, bis zum Schluß. Und dann? Auch am Schluß steht noch ein Fragezeichen.« 

Mit diesem letzten Satz seiner Autobiografie Der Wendepunkt. Ein Lebensbericht beschreibt Klaus Mann sein ruheloses Leben. Als Zweitgeborener von Katia und Thomas Mann kommt er am 18. November 1906 zur Welt. 

Seit der Kindheit verbindet ihn mit seiner älteren Schwester Erika ein inniges Verhältnis, das später anhand von gemeinsamen Theaterprojekten, zusammen verfassten Büchern (wie Rundherum oder Escape to Life) und einer Weltreise deutlich wird. Klaus beginnt bereits mit 17 Jahren für Zeitungen zu schreiben. Wenige Jahre später erscheinen seine ersten Theaterstücke, Erzählungen und Romane. Er erkennt früh seine homoerotischen Neigungen.

Mitte der 1920er Jahre erwacht sein Interesse für Politik und er engagiert sich gegen den aufkommenden Nationalsozialismus. Nach der Machtergreifung Hitlers im Januar 1933 widmet er sein Leben vollends dem Kampf gegen das neue Regime in Deutschland und wird zu einem der wichtigsten Wortführer der deutschen Emigration – er gründet die Exilzeitschrift Die Sammlung, berichtet zusammen mit Erika von den Kämpfen im Spanischen Bürgerkrieg und beteiligt sich ab 1942 als Soldat der US-Armee am Krieg gegen die Nationalsozialisten. 

Neben dem Exilroman Der Vulkan. Roman unter Emigranten gehören Mephisto. Roman einer Karriere und die Autobiografie Der Wendepunkt zu seinen wichtigsten Werken. Trotz dieser Erfolge steht er zeitlebens im Schatten seines berühmten Vaters. Nach 1945 nehmen seine Depressionen zu, die durch Misserfolge, Schaffenskrisen und die Ablehnung der nach Deutschland zurückgekehrten Emigranten hervorgerufen werden. Mit Hilfe von Drogen versucht er diese zu betäuben, bis er sich schließlich am 21. Mai 1949 mit Schlafmitteln in Cannes das Leben nimmt.

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Zwei Briefe

Klaus Manns Brief an André Gide
Erika Manns Brief an Edith Loewenberg

»Das Ganze ist sehr schlimm, peinlich und blamabel – besonders, weil man meinen Vater in die Sache hineinzieht.«

So Klaus Mann in dem Brief vom 15. September 1933 an den französischen Autor André Gide. Darin schildert er eine Auseinandersetzung mit seinem Vater in Bezug auf die von ihm gegründete Monatszeitschrift Die Sammlung.

Mit der Zeitschrift, die vom Querido Verlag in Amsterdam herausgegeben wird, möchte er exilierten Schriftstellern, Wissenschaftlern und Intellektuellen ein Forum bieten. Das erste Heft ist im September 1933 erschienen. Zu seinem Anliegen mit der Zeitschrift äußert Klaus Mann:

»Mein Ehrgeiz war es, die Talente der Emigration beim europäischen Publikum einzuführen, gleichzeitig aber die Emigranten mit den geistigen Strömungen in ihren Gastländern vertraut zu machen. Dazu kam, als essentielles Element meines redaktionellen Programms, das Politisch-Polemische. Die ›Sammlung‹ war schöngeistig, dabei aber militant.«

Die Zeitschrift beinhaltet somit kulturkritische und politische Beiträge, Erzählungen, Romanauszüge, Gedichte und Rezensionen. Klaus Mann gelingt es, namhafte Autoren wie Alfred Döblin, Joseph Roth, Bert Brecht oder Oskar Maria Graf als Mitarbeiter zu gewinnen. Auch Albert Einstein und Leo Trotzki liefern Beiträge. So versucht er, gegensätzliche politische Gesinnungen wie Kommunisten, Sozialisten, Bürgerlich-Liberale, Anarchisten oder unpolitisch Gesinnte im Kampf gegen den Nationalsozialismus zu vereinen.

Doch zu einem fatalen Konflikt kommt es ausgerechnet mit seinem Vater. Dieser zieht angesichts des offenen antifaschistischen Tenors der ersten Ausgabe und auf Druck seines Verlegers Gottfried Bermann Fischer seine Mitarbeit zurück und begründet seine Entscheidung damit, dass er von einer rein literarischen Revue ausgegangen sei. Sein Verleger fürchtet außerdem, die Bücher von Thomas Mann nicht mehr im Deutschen Reich vertreiben zu können, sollte sich dieser offen zu den deutschen Emigranten bekennen.

Trotz finanzieller Unterstützung der Freundin Annemarie Schwarzenbach kann die Zeitschrift auf Dauer nicht kostendeckend gehalten werden, sodass sie im August 1935 eingestellt wird. Die komplette Ausgabe der Sammlung mit allen Jahrgängen von 1933 bis 1935 befindet sich ebenfalls in der Sammlung des Buddenbrookhauses.

Brief an André Gide

»Beste und liebste Mäusin, – Liebe gute, weit-entfernte, leise dahin kraenkelnde Eckensteherin, – Affengesicht, – Aermstes Ruehrei! – Liebstes Möwenei,– Zwirrn, – Mein Himmelsschaf, – Geliebter Tintenfisch,«

Derart einfallsreich sind die Anreden, die sich Erika Mann in Briefen an die Freundin Edith Loewenberg ausdenkt. Da Erika kein Tagebuch führt, sind ihre Briefe die einzigen Zeugnisse, in denen ihre Persönlichkeit zum Ausdruck kommt. Man begegnet hier einer energischen, fürsorglichen wie humorvollen, jedoch auch sehr streitlustigen und mitunter verbitterten Frau. So herzlich und leidenschaftlich sie Freundschaften pflegt, so unversöhnlich kann sie auch ihre Feinde hassen.

Ihre Briefe an Edith drehen sich um Alltagsfragen, um die Familie und Freunde und um Projekte wie die Verfilmungen der Werke ihres Vaters, Drehbuchaufträge oder ihre Kinderbücher. Ein in dieser Hinsicht charakteristischer Brief ist das Schreiben vom 23. Juni 1958. In Anspielung auf ihren leidlichen Gesundheitszustand und gleichzeitig erfreut über ein Schreiben von Edith beginnt sie den Brief wie folgt: »Geliebte Mistamsel, Dein Schreiben vom 4. Juni hat in mir die größte Freude erweckt, wenngleich weder Darm noch Fuss die Freude anerkennen wollten, die Deppen!« 

Sie kommt kurz auf zwei Reisen nach München und das italienische Ischia zu sprechen und erwähnt den Besuch ihres Bruders Michael und dessen Frau, die aus Amerika angereist sind – laut Erika dem »Dreckskontinent«. Dieser heftige wie knappe Ausbruch zeugt von dem tiefen Groll, den sie gegen die USA hegt, nachdem man ihre Anträge auf die amerikanische Staatsbürgerschaft mehrfach ablehnte und sie vom FBI bespitzelt wurde. Erika geht auch auf zwei Artikel ein, die in ihren Augen den verstorbenen Vater auf das Übelste verunglimpfen würden. Als »Tochter-Adjutantin« von Thomas Mann, die sich energisch und nicht selten verbissen und ungerecht für den Vater und dessen Werk einsetzt, sieht sie sich gezwungen, gegen die Artikel vorzugehen.

Auch Erikas sich rapide verschlechternde Gesundheit und die zahllosen Krankenhausaufenthalte nehmen in den Briefen immer mehr Raum ein. Mitunter begegnet sie ihrem körperlichen Verfall mit viel Humor: So beschreibt sie etwa die Schmerzen als »Schmetterlinge«, die sie piesacken; schildert, wie sie sich aufgrund der Unachtsamkeit einer Therapeutin den Oberkörper durch einen Sonnenbrand »verbrutzelt« hat, oder entwirft fiktive Beschwerdebriefe eines gewissen Grafen Zacharias Zack Zinnober und Dr. jur. Amadeus Funzel, um sich und ihre Freundin zu unterhalten.

Brief an Edith Loewenberg

Die Zeitschrift »Decision«

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