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Geschichten aus der Sammlung Leonie Mann
Biografisches

Im Januar 1939 heiratete sie Trautgott Max Aschermann und will mit ihm in die USA ausreisen. Doch stellt sich dieser als Heiratsschwindler heraus, der sie um ihre Mitgift betrügt. Vergeblich wartet sie auf ein Visum für die USA. Auch Heinrich Mann ist es nicht möglich, die Ausreise von Mutter und Tochter zu beschleunigen. Am 15. März 1939 wird die Tschechoslowakei von den Nazis besetzt. Kurz nachdem Leonie und ihre Mutter ein Visum für Schweden erhalten haben, werden sie von der Gestapo festgenommen und kommen für zwei Monate ins Gefängnis. Ihre Mutter und Großmutter werden später als Jüdinnen ins Konzentrationslager nach Theresienstadt deportiert und Leonie Mann muss als »jüdischer Mischling ersten Grades« Arbeitsdienste verrichten. Ihre Großmutter überlebt das Konzentrationslager nicht. Nur die Mutter kehrt 1945 abgemagert, schwer krank und gelähmt wieder zurück. Zwei Jahre später stirbt sie an den Folgen der Gefangenschaft.

Nach dem Krieg arbeitet Leonie Mann als Übersetzerin und Ansagerin. Sie heiratet den Journalisten und Autor Ludvík Aškenazy, mit dem sie zwei Söhne – Jindřich und Ludvík – bekommt. Nach dem Tod ihres Vaters entspinnt sich zwischen Leonie und der restlichen Mann-Familie ein Streit um dessen Nachlass, aus dem sie als Alleinerbin hervorgeht. Einen großen Teil von Heinrich Manns Briefen, Manuskripten und Büchern übergibt sie 1957 der Akademie der Künste in Ost-Berlin. 1961 darf sie dessen Urne aus Kalifornien in die DDR überführen, damit die sterblichen Überreste des Schriftstellers in Berlin beigesetzt werden können. 

Im Zuge des Prager Frühlings emigriert Leonie Mann 1968 mit ihrer Familie aus Prag und lässt sich in München nieder. Ab 1976 lebt sie in Bozen und verwaltet das Erbe ihres Vaters. Kurz nach dem Tod ihres Ehemanns Ludvík verstirbt auch sie am 25. Oktober 1986.

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Interessantes aus unserer Sammlung
Brief an die Freundin Silka vom 8. Februar 1949

Im Gegensatz zu ihren Verwandten sind nur wenige Zeugnisse von Leonie Mann erhalten geblieben, die Auskunft über ihr Leben geben. Eines dieser seltenen Objekte, das sich in der Sammlung des Buddenbrookhauses befindet, ist ein Brief vom 8. Februar 1949 an eine Freundin. Darin erzählt Leonie von ihrem Schicksal, nachdem die deutsche Reichswehr die Tschechoslowakei besetzt hat:

»Du hast wenigstens den Krieg in Ruhe verbracht was ich von mir leider nicht behaupten kann. Zu Anfang des Krieges noch im Jahr 1939 war ich mit Mama zusammen von der Gestapo im Prager Gefängnis Pankrac interniert. Dort verbrachten wir zum Glück nur zwei Monate. Zuvor hat man uns bei unserer Verhaftung gedroht wir kämen ins Konzentrationslager (wegen Papa) aber wie wir erst nach dem Krieg erfuhren, hat sich der Kommissar mit schwedischen Kronen bestechen lassen. Das Geld stellte mein Vater von seinen Tantiemen in Schweden zur Verfügung. Dank dieses Geldes wurden wir also nach zwei Monaten entlassen.«

Zuvor war es Leonie und ihrer Mutter gelungen, ein Visum für Schweden zu erhalten, jedoch:

»Das Visum holten wir uns eines Tages von der schwedischen Gesandtschaft ab und am nächsten Morgen wurden wir von der Gestapo verhaftet. Nach unserer Entlassung aus dem Gefängnis war es nicht mehr möglich ins Ausland zu reisen. Wir bekamen zum Glück damals wieder eine Wohnung in Prag.«

1942 werden die Mutter und Großmutter als Jüdinnen ins Konzentrationslager deportiert. Die Großmutter überlebt die Strapazen nicht. Maria Kanová hingegen kehr schwer gezeichnet zurück:

»Nur die Mutter ist zurückgekehrt, schwerkrank mit gelähmter Hand und krankem Herzen. Sie wog 49 kg. Nach zwei Jahren starb sie an Gehirnschlag.«

Ihr eigenes Schicksal nach der Gefangennahme ihrer Verwandten beschreibt Leonie wie folgt:

»Ich war die ganze Zeit in Prag. Meine Wohnung verlor ich und mußte in Untermiete ziehen. Da ich als Mischling eine bessere Stellung annehmen durfte und allgemeine Arbeitspflicht war, kam ich als Hilfsarbeiterin in einen deutschen Betrieb. Ende des Jahres 44 mußte ich als Mischling für die SS, Auswanderungspfand der Juden in ausgebombten Häusern Ziegeln wegschaffen, die Dachböden säubern usw.«

Zum Abschluss des Briefes fasst sie kurz ihr Leben nach dem Krieg mit ihrem jetzigen Ehemann und dem 11 Monate alten Sohn Jindrisch zusammen.

Über den Brief
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