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Geschlechterrollen in der Literatur

Diese Themenspur zeigt zunächst, wie die Rolle der bürgerlichen Frau, aber auch die des Mannes, in der wilhelminischen Gesellschaft definiert war, um dann auf der literarischen Ebene die Frauenfiguren im Roman in den Blick zu nehmen. Dabei wird der direkte Zusammenhang zwischen der „Triebstruktur des repräsentativen Titelhelden“ mit der „Organisation des monarchischen Staatswesens“1 deutlich.

Heinrich Mann hegte mit dem ‚anderen Geschlecht‘ regen Kontakt:2 Passagen aus den intensiven Briefwechseln mit zahlreichen Frauen, darunter auch seine Schwester Carla und einige Frauenrechtlerinnen, welche ihm ausführlich ihr Leben in Beruf und Ehe schilderten, flossen, teils wörtlich, in seine Werke ein.3

Zur Zeit des Kaiserreiches ist das Interesse an sexuellen und erotischen Themen in Kunst und Literatur groß und wird in der Literatur fast ausschließlich über Frauenbilder vermittelt.4 Anhand des erotisch-ästhetischen Motivs der femme fragile im erzählerischen Werk Heinrich Manns von Im Schlaraffenland (1900) bis zu Der Untertan (1914) lässt sich die Verschränkung erotischer Themen und Motive mit politischer Perspektive nachweisen. Inzwischen gilt unter Literaturwissenschaftler:innen Heinrich Manns Verhältnis zu den Frauen als entscheidender Schlüssel zu seinen Werken: „Bei Heinrich Mann gehen Weiblichkeit und Literatur und später auch Weiblichkeit und Politik eine innere Verwandtschaft ein, die es nicht zulässt, das eine vom anderen zu trennen.“5

1 Ariane Martin: Erotische Politik. Heinrich Manns erzählerisches Frühwerk. Würzburg 1993, S. 16.

2 Vgl. Der Frauenversteher. In: Der Spiegel 28/2007, https://www.spiegel.de/kultur/der-frauenversteher-a-e91584fc-0002-0001-0000-000052185964 [letzter Zugriff am 13.09.2023].

3 Vgl. Willi Jasper: Die Jagd nach Liebe. Heinrich Mann und die Frauen. Frankfurt a. M. 2007.

4 Martin 1993, S. 11.

5 Hans Wißkirchen: Liebschaften und Greuelmärchen: Die unbekannten Zeichnungen von Heinrich Mann, 2001.

Hier können Sie sich das Materialdossier herunterladen. Darin finden Sie weiterführende Materialien, auf die an entsprechenden Stellen in der Themenspur hingewiesen wird.

Lehrpläne (Auswahl):

SH Q1.1: Kontinuitäten und Diskontinuitäten Geschlechterrollen in der Literatur verschiedener Epochen

NI Rahmenthema 3 Q.2 (Beginn: Literatur und Sprache um 1900 – neue Ausdrucksformen der Epik/Wahlpflichtmodul 5 (Frauenbilder von Effi bis Else) und Wahlpflichtmodul 8 (Literatur als Zeitdiagnose)

Hessen Q2.5: Sprache und Literatur in politisch-gesellschaftlichen Spannungsfeldern/Frauen- und Männerbilder in Literatur oder Film (durch Erlass/fakultativ) – genderspezifische Schlüsselthemen (z. B. Sprach- und Beziehungsmuster, die Art der Gender-Beeinflussung, Emanzipationsfragen)