An dieser letzten Station habt ihr die Möglichkeit herauszufinden, was für ein:e Geschäftmann:frau ihr wärt und welcher Figur der Buddenbrooks ihr darin ähnelt. Außerdem erlangt ihr Einblick in die Vermögensbilanz der Buddenbrooks und könnt euch über die ,,vier Phasen des Verfalls" informieren. Den Abschluss bildet ein wohlmeinender Rat zum Geschäftsleben...
Die Buddenbrooks sind nicht nur eine Familie, sondern alle Familienmitglieder sollen auch für die Firma stehen. Doch sie vertreten den Getreidehandel Buddenbrook auf sehr unterschiedliche Weise… Was wäre dir wichtig, wenn du ein Familienunternehmen führen würdest? Finde heraus, welcher Figur der Buddenbrooks du in dieser Hinsicht am ähnlichsten bist. Viel Spaß!
Thomas Mann legt Wert auf logische und nachvollziehbare Zusammenhänge in seinem Roman. Deshalb legt er Notizzettel zum Familienstammbaum oder zum Alter der Figuren an. Bei einem Buch über eine Firma und deren Untergang muss auch die Vermögensbilanz stimmig sein. Also berechnet Thomas Mann auf dem folgenden Notizzettel auch, wie das Vermögen der Buddenbrooks schwindet…
Mitg(ift) Olly 900.00
80.000
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Gotth(old) Erbt. 820.000
100.000
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Haus Mengstr. 720.000
100.000
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Olly Entsch(ädigung) 620.000
25.000
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Verdienst 595.000
200.000
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Nach dem Tode 795.000
Gotth. Erbe 100.000
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Olly Erbe 695.000
267.000
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Kleinrst (?) 428.000
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Consulin Mit(gift) 420.000
100.000
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520.000
Der Zettel ist überschrieben mit ,,Der alte J.(ohann)". Er beginnt oben mit dem Vermögensstand Johann Buddenbrooks von 900.000 Mark vor den Mitgiften, dem Kauf der Mengstraße und den Erbteilungen. Er endet unten mit der Summe 520.000 Mark. Das ist der Betrag, der Jean Buddenbrook verblieben ist, nachdem seine Schwester (,,Olly") und sein Halbbruder ,,Gotth.(old)" ausbezahlt sowie ein ,,Verdienst" und der ,,Konsululin Mitgift" einberechnet worden sind.
Das Buch "Buddenbrooks" erzählt von vier Generationen der Familie. Mit jeder geht es ein bisschen mehr bergab...
Die Generation Johann und Antoinette Buddenbrook:
Der Großvater, Johann Buddenbrook, macht seine Geschäfte noch mit Leichtigkeit. In den drei folgenden Generationen wird sich das Geschäftemachen als immer schwerer erweisen:
Thomas Buddenbrook: „Mein Großvater zum Beispiel ... er kutschierte vierspännig nach Süd-Deutschland, der alte Herr mit seinem Puderkopf und seinen Escarpins, als preußischer Heereslieferant. Und dann charmierte er umher und ließ seine Künste spielen und machte ein unglaubliches Geld, Kistenmaker! – Ach, ich fürchte beinahe, daß der Kaufmann eine immer banalere Existenz wird, mit der Zeit ...“
Jean Buddenbrook: „Kurz und gut: Mein seliger Vater hat seinerzeit, vor meiner Schwester Heirat, rund und nett 900.000 Mark Courant besessen, abgesehen, wie sich versteht, von dem Grundbesitz und dem Werte der Firma. [...]“
Nach dem Kauf des Hauses in der Mengstraße, Zahlungen an den Onkel Gotthold und die Familie in Frankfurt sowie zahlreichen weiteren Ausgaben berechnet Jean Buddenbrook das verbleibende Familienvermögen auf 520.000 Mark.
Die Generation Johann (Jean) und Elisabeth (Bethsy) Buddenbrook:
Bei dem Tod des Konsuls Jean Buddenbrook erbt der Firmennachfolger Thomas Buddenbrook rund 150.000 Mark weniger, als sein Vater damals von dessen Vater übernommen hat – und das ist immer noch mehr, als man erwartet hatte:
„Die Sache war die, daß des Konsuls hinterlassenes Vermögen beträchtlicher war, als irgend ein Mensch geglaubt hatte. Die Mitgift seiner ältesten Tochter freilich war verloren gegangen, die Einbuße, die die Firma gelegentlich des Bremer Konkurses im Jahre 51 erlitten, war ein schwerer Schlag gewesen. Und auch das Jahr 48 sowie das gegenwärtige Jahr 55 mit ihren Unruhen und Kriegsläuften hatten Verluste gebracht. Aber der Buddenbrooksche Anteil an der Krögerschen Hinterlassenschaft von 400.000 Courantmark hatte, da Justus eine Menge im Voraus verbraucht, volle 300.000 betragen, und obgleich Johann Buddenbrook nach Kaufmannsart beständig geklagt hatte, war den Verlusten doch durch einen etwa fünfzehnjährigen Verdienst von 30.000 Thalern Courant die Wage gehalten worden. Das Vermögen also betrug, abgesehen von jedem Grundbesitz, in runder Zahl 750.000 Mark Courant.“
Die Generation Thomas und Gerda Buddenbrook:
Nach dem Tod von Thomas Buddenbrook schrumpft die Summe des Vermögens noch weiter zusammen. Die Höhe der Verluste wird nun nicht mehr beziffert, es wird nur noch gesagt, dass die Summe von 750.000 Courantmark, die Thomas auf dem Papier besaß, nicht mit der realen Summe übereinstimmt:
„Kurzum, die Verluste häuften sich. Thomas Buddenbrook hatte auf dem Papiere ein Vermögen von sechsmalhundertundfünfzigtausend Mark hinterlassen; ein Jahr nach der Testamentseröffnung stellte sich heraus, daß mit dieser Summe im Entferntesten nicht zu rechnen war ... Unbestimmte und übertriebene Gerüchte über die ungünstige Liquidation gingen um, und sie wurden genährt durch die Nachricht, daß Gerda Buddenbrook das große Haus zu verkaufen gedenke. Man erzählte sich Wunderdinge über das, was sie dazu nötigte, über das bedenkliche Zusammenschmelzen des Buddenbrookschen Vermögens, und so konnte es geschehen, daß allgemach in der Stadt eine Stimmung Platz zu ergreifen begann, die die verwitwete Senatorin anfangs mit Erstaunen und Befremdung, dann mit wachsendem Unwillen in ihrem Haushalt empfinden mußte ...“
Die Generation Hanno Buddenbrook:
Hanno hinterlässt weder ein Vermögen noch einen Erben. Er stirbt bereits als Jugendlicher und schon zu Lebzeiten hat Hanno Zweifel, ob aus ihm überhaupt je etwas werden könne:
Hanno: „[...] Seit mein Vater tot ist, haben Herr Stephan Kistenmaker und Pastor Pringsheim es übernommen, mich tagtäglich zu fragen, was ich werden will. Ich weiß es nicht. Ich kann nichts antworten. Ich kann nichts werden. Ich fürchte mich vor dem Ganzen . . . [...] Ich möchte schlafen und nichts mehr wissen. Ich möchte sterben, Kai! . . . Nein, es ist nichts mit mir. Ich kann nichts wollen. Ich will nicht einmal berühmt werden. Ich habe Angst davor, genau, als wäre ein Unrecht dabei! Es kann nichts aus mir werden, sei sicher. Neulich, nach der Konfirmationsstunde hat Pastor Pringsheim zu Jemandem gesagt, man müsse mich aufgeben, ich stammte aus einer verrotteten Familie ...“